Fragen an den Gründer der Stiftung


Wie kommt es, dass Sie sich als erfolgreicher Mann der Wirtschaft und langjähriger Minister für Post und Telekommunikation so sehr für Themen wie Völkerverständigung, Bürgerrechte und Gesellschaftsentwicklung interessieren?

 

Ich bin unter der nationalsozialistischen Herrschaft in Potsdam aufgewachsen und habe miterlebt, wie meine eigene Familie und viele andere Drangsalierungen erleiden mussten. Damals konnte ich am eigenen Leib spüren, wie lebensnotwendig Freiheit und Demokratie sind. Insofern bin ich für diese Themen früh sensibilisiert worden. Aber auch Wiederaufbau und Wohlstand waren Themen meiner Jugend und blieben es auch. Meine berufliche Tätigkeit in der Wirtschaft verbindet sich für mich in diesem Sinne völlig widerspruchsfrei mit dem steten Interesse an Völkerverständigung und Zivilgesellschaft. Als dann 1992 im ehemaligen Jugoslawien wieder Krieg und Völkermord auf europäischem Boden ausbrachen, war ich demnach zutiefst erschüttert und vor allem schockiert über die Untätigkeit unserer freien Welt. Dieser neuerliche Krieg mit seiner Grausamkeit für die Menschen mitten in Europa war für mich ein Auslöser, noch stärker das ohnehin bestehende Interesse an Völkerverständigung und Frieden in den Blick zu nehmen.

 

Woher rührt Ihr Interesse an China und dem asiatischen Raum?

China hat mich in meiner Jugend schon so fasziniert, dass ich darüber möglichst viel erfahren wollte. Ich habe an der Universität in München Sinologie studiert und dann promoviert. Chinas Völker und die reichhaltige Kultur bieten ein Füllhorn an Erkenntnissen über das Zusammenleben von Menschen und das Entstehen von Kultur und Gesellschaft. Als Minister für Post und Telekommunikation war ich dann auch häufig in China, wo wir unter anderem die Modernisierung des chinesischen Telekommunikationswesens beraten haben. Gerade als Sinologe habe ich sehr gerne mit den chinesischen Kollegen gearbeitet. Ich habe dann später als Vorsitzender des Unterausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe im Deutschen Bundestag den Dalai Lama, das Oberhaupt der Tibeter, kennen gelernt und somit die sino-tibetischen Beziehungen stark in den Blick genommen. Mein lebenslanges Interesse an China rührt somit aus verschiedenen Quellen: Zuerst stand die wissenschaftliche Auseinadersetzung über Jahre hinweg im Studium; hinzu kamen dann meine Erkenntnisse und Beobachtungen als Politiker, zahlreiche Reisen sowie Gespräche mit Verantwortungsträgern in China. Schließlich ist dadurch der feste Wille gereift, mich einzubringen und zu helfen, wo ich es kann und es der Situation nutzt.

 

Worin sehen Sie die besondere Rolle gerade Ihrer Stiftung?

Völkerverständigung und Stärkung von Zivilgesellschaften ist eben nicht nur etwas für Träumer oder Aktionisten. Diese Ziele, als Schwerpunkte der Schwarz-Schilling-Stiftung, werden hier von Menschen gefördert, die sich aus ganz unterschiedlichen Schaffensbereichen zusammengefunden haben. Meine Kollegen im Stiftungsrat und ich kommen aus der Realpolitik, sind mit den Zusammenhängen der Wirtschaft mehr als vertraut und kennen zudem Regierungs- und Mandatsverantwortung aus eigener Anschauung. Es ist eine einzigartige Mischung – ein Zusammenspiel von Lebenserfahrung und handfestem Realismus –, die sich in den Dienst der Völkerverständigung stellt.